Das lymphatische System ist ein Teil des Abwehrsystems gegen Krankheitserreger und Fremdpartikel. Es besteht aus Lymphgefässen und Lymphgeweben zu denen unter anderem die Lymphknoten gehören. Das Lymphgefässsystem des Körpers hat auch die wichtige Aufgabe, die Flüssigkeit (Lymphe ) aus dem Gewebe aufzunehmen und in die Blutgefässe abzuleiten. Pro Tag werden ca. 2 Liter Lymphflüssigkeit transportiert. Das Lymphgefässsystem durchzieht den ganzen Körper und wird durch verschiedene Hilfsmechanismen wie aktive Muskelbewegung, Atmung und Schwerkraft unterstützt. Eine gestörte Funktionsfähigkeit dieses Drainagesystems kann angeboren oder durch äussere Einflüsse verursacht sein. Häufige Ursachen sind Verletzungen, Verbrennungen, chirurgische Eingriffe, Narben, Entfernung von Lymphknoten bei Tumordiagnose oder Bestrahlung. Es kommt dadurch zu einer Ansammlung von Flüssigkeit in den Zellzwischenräumen. Als Folge davon können Schwellungen (Ödeme) entstehen.

„Zum Fliessen bringen“

Die manuelle Lymphdrainage ist eine entstauende Massnahme, mit deren Hilfe die Motorik der Lymphgefässe angeregt wird und somit der Abtransport überschüssiger Gewebsflüssigkeit erleichtert wird. Entlang der Lymphwege wird mit sanften rhythmischen und schmerzfreien Grundgriffen, welche an die Körperregionen angepasst werden, das Lymphsystem aktiviert und das Gewebe entspannt. Die ML hat eine stark entspannende und beruhigende Wirkung und sie regt das Immunsystem an. Heilungsprozesse werden beschleunigt und Schmerzzustände werden verringert.

Die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie wird in 2 Phasen unterteilt und beinhaltet nebst der manuellen Lymphdrainage auch die Hautpflege, den Kompressionsverband/Strumpf und die aktive Bewegung in der Kompressionsbandage/Strumpf.

Entstauungsphase (Phase I):
In der Entstauungsphase wird das Ödem auf ein bestmögliches Minimum reduziert. Dies gelingt durch das Anlegen eines Kompressionsverbandes nach der manuellen Lymphdrainage- Therapie. Die Entstauungsphase dauert ca. 2-4 Wochen und beinhaltet 3-5 Behandlungen pro Woche.

Die Erhaltungs.- Optimierungsphase (Phase II):
Bei der Erhaltungsphase wird nach der ML ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf getragen, welcher von einem Spezialist abgemessen und angepasst wurde. Die Häufigkeit der ML variiert je nach Befund.

Indikationen und Behandlungsempfehlungen

Hoher Stellenwert

  • Postoperative Schwellungen (vor allem auch in der Frühphase)
  • Posttraumatische Schwellungen (nach Operationen, Frakturen, Prellungen, Blutergüsse)
  • Primäres Lymphödem (angeborene Fehlbildung der Lymphgefässe.-/Knoten)
  • Chronisches Lymphödem
  • Phlebo- Lymphödeme bei venöser Insuffizienz (CVI II & III)
  • Lipödem bzw. Lipo- Lymphödem Stadium II & III
  • Phlebo- Lipo- Lymphödem (sog. Super- Gau)
  • Krebsnachsorge (nach Lymphknotenentfernungen, Narben, Bestrahlungen)

Empfehlenswert

  • akut- entzündliche Ödeme wie rheumatische Schwellung, Sudeck- Symptomatik
  • postapoplektisches Ödem
  • Schwangerschaftsödeme 
  • Entmüdungsbehandlung im Ausdauersport, Muskelkater, Zerrungen, Überdehnungen
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Migräne
  • bei Gesichtsschwellungen (Zahn.- Kiefer.- Gesichtsoperationen)

Geringer Stellenwert

  • Reizerguss z. B. infolge aktivierter Arthrose
  • Ödeme aufgrund einer Hypoproteinämie
  • CVI Stadium I
  • Lipödem bzw. Lipo- Lymphödem Stadium I